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Wodka, Birkenzweige und Festmahl: Die russische Banja

Wenn wir uns hierzulande den Besuch einer Wellness-Oase leisten, kommen wir um die finnische Sauna kaum drum herum. Die trockenheisse Schwitzhütte mit ihren Aufgussritualen erfreut sich seit Jahrzehnten grosser Beliebtheit in unseren Breitengraden. Dass auch Wellnessrituale aus anderen Ländern viel zu bieten haben, gerät dabei leicht in Vergessenheit. Dabei gibt es in unzähligen Regionen dieser Welt vergleichbare Wohlfühlerlebnisse für Körper und Geist – beispielsweise in Russland, dem Ursprungsland der Banja.


Saunieren auf Russisch

Bereits der Begriff «Sauna» stammt aus dem Finnischen und bezeichnet genau genommen die spezifische Schwitzkabine der finnischen Kultur – auch wenn die Bedeutung hierzulande gerne etwas ausgeweitet und auf alle möglichen Wellnessanwendung übertragen wird.


Die «Banja» ist nun das russische Pendant zur finnischen «Sauna» und bezeichnet ebenfalls eine Wellnessanwendung bei hohen Temperaturen. Aufgrund dieser Parallele wird die Banja gelegentlich auch als «russische Sauna» angepriesen; dieser Name wird der Banja allerdings kaum gerecht, da sie – wie auch die finnische Sauna – ihre eigenen Rituale und Regeln kennt.


Schwarze und weisse Banja

Wie bei der Sauna der Finnen geht auch die Geschichte der Banja in Russland lange zurück. Zu Beginn waren die Schwitzhütten sehr einfach gehalten: Es handelte sich um einen Holzraum mit einem Loch in der Decke für den Rauchabzug; unter dem Loch wurde ein Feuer entfacht, in dem Steine zur besseren Verteilung der Wärme zu liegen kamen. Wurde eine ausreichend hohe Temperatur erreicht, wurde das Feuer gelöscht. Gleichzeitig wurden die Wände mit kaltem Wasser bespritzt, sodass Dampf entstand – fertig war das rustikale Schwitzbad. Da die Wände durch den Rauch des offenen Feuers mit der Zeit geschwärzt wurden, wurde diese Art der Banja auch als schwarze Banja bezeichnet. Mittlerweile werden schwarze Banjas kaum noch verwendet, einzig in ländlichen Gegenden Sibiriens sind sie noch anzutreffen.


Häufiger sind heutzutage die sogenannten weissen Banjas: Sie verfügen über einen geschlossenen Ofen mit einem Rauchabzug, sodass die Wände auch bei regelmässiger Anwendung nicht geschwärzt werden.


Rustikaler Holzofen

Selbst wenn das offene Feuer im Laufe der Zeit durch ein geschlossenes Feuer im Ofen ersetzt wurde – die Banja wird in der Regel auch heute noch mit Feuerholz beheizt. Elektrische Öfen, wie sie in der Schweiz üblicherweise zur Beheizung der Sauna verwendet werden, finden sich in Russland traditionellerweise nicht.


Während dem Baden in der heissen Luft bleibt der Ofen grösstenteils geschlossen, sodass sich kein Rauch in der Kabine ausbreiten kann. Findet ein Aufguss statt, wird der Deckel des Ofens für kurze Zeit angehoben und Wasser oder Eis auf die erhitzten Steine gegossen, sodass sich Wasserdampf bildet.


Hohe Temperatur, hohe Luftfeuchtigkeit

Während die finnische Sauna zwar hohe Temperaturen erreichen kann (zwischen 80° C und 90° C), so bleibt sie dabei ziemlich trocken. Einzig während dem Aufguss steigt die Luftfeuchtigkeit an; findet gerade kein Aufguss statt, befindet sie sich in der Regel unter zehn Prozent.

In der russischen Banja wird die hohe Temperatur (sie kann gut 100 Grad Celsius erreichen) mit einer ebenfalls hohen Luftfeuchtigkeit kombiniert. Als Folge davon fühlt sich die Banja deutlich heisser an als die Sauna, da bei der höheren Luftfeuchtigkeit das Schwitzen nicht zur Kühlung führt – stattdessen bleiben die Schweisströpfchen auf der Haut kleben und steigern das Hitzeempfinden zusätzlich. Für Ungeübte kann die russische Variante der Sauna deshalb schnell zu viel werden.


Wellness mit Birkenzweigen: das Wenik-Ritual

Bekannt dürfte aus der russischen Wellnessvariante vor allem das Wenik-Ritual sein. Dabei schlagen sich die Besucher und Besucherinnen mit zuvor in Wasser eingeweichten Birkenzweigen gegenseitig auf Oberkörper, Arme und Beine. Das mag sich im ersten Moment etwas seltsam anhören, tut dem Körper aber tatsächlich gut – solange dabei nicht zu stark geschlagen wird. Die leichten Schläge mit dem Birkenquast sorgen nämlich dafür, dass die Haut besser durchblutet wird – und nach dem Ritual frischer und gesünder aussieht.


Feiern in der Banja

Die Banja ist keineswegs ein Ort der andächtigen Stille, wie das in unseren Saunas in der Regel üblich ist. Im Gegenteil: Die russische Schwitzkabine ist ein Ort, an dem soziale Kontakte geknüpft und mit Bekannten ausgelassen gefeiert wird. Alkohol gehört deshalb traditionellerweise genauso zum Banja-Besuch wie ein ausgiebiges Mahl, das zwischen den einzelnen Saunagängen eingenommen wird.

Alkohol hat im Übrigen auch während dem Saunagang einen wichtigen Stellenwert in der Banja: So wird den Aufgüssen gerne Wodka oder Bier beigemischt.


So läuft ein Banja-Besuch in Russland ab

Die Banja besteht üblicherweise aus drei Teilen: der Garderobe, dem Duschraum und der eigentlichen Banja. Anders als bei uns sind die Bereiche normalerweise nach Geschlechtern getrennt.

Der Besuch beginnt in der Garderobe, die auch gleichzeitig den Ruheraum darstellt und in der zwischen den einzelnen Saunagängen getrunken und gegessen wird. Sie ist auch der hauptsächliche Ort des sozialen Austausches. Die nächste Station ist der Waschraum, wo geduscht wird, ehe es weiter in die eigentliche Banja geht. Dort wird bei Temperaturen von um die 100 Grad Celsius und hoher Luftfeuchtigkeit für etwa zehn bis fünfzehn Minuten geschwitzt; auch das Wenik-Ritual findet hier statt. Danach kühlt man sich im Waschraum mit einem Eimer kalten Wassers ab, ehe es erneut zum Schwitzen in die Banja geht. Nach einigen Durchgängen wird eine längere Pause bei Wodka, Bier und Essen eingelegt. Das ganze Ritual wird mehrmals wiederholt und kann gut einige Stunden andauern.






Quellen:

  • Domingo, Irena (2019): Banja: Was ist die Russische Banja und warum ist sie einen Besuch wert? Russlande.de.

  • Garten-eden.de: Geschichte der russischen Banja.

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