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Rustikale Tradition – die finnische Rauchsauna

Ist hierzulande von der Sauna die Rede, kommen einem Bilder von glattgeschmirgelten Holzbänken, diffuser Rückenlehnenbeleuchtung und ein sanfter Duft nach Tannennadeln in den Sinn. Die modernen Saunakabinen in unseren Breitengraden haben allerdings herzlich wenig mit der alten und deutlich rustikaleren Saunatradition in Finnland zu tun – der Rauchsauna.


Natürliche Wärmequelle

Im Gegensatz zu den hierzulande gebräuchlichen Saunakabinen, die in der Regel mit einer Elektroheizung betrieben werden, wird die Rauchsauna (in Finnland «Savussauna») noch mit Feuerholz erhitzt; dazu befindet sich eine Feuerstelle in der Mitte der freistehenden Holzhütte. Die Wärme des offenen Feuers erwärmt darüber gelagerte Steine, die ihrerseits den Raum erhitzen. Der dabei entstehende Rauch wird nicht durch einen Schornstein abgeleitet, sondern breitet sich ungehindert im Raum aus, bevor er aus einem Loch in der Decke abzieht. Bei gewissen Rauchsaunas findet sich nicht einmal ein Loch in der Decke: Die Saunakabine füllt sich stattdessen während der gesamten Aufheizphase mit Rauch und erst kurz vor dem Saunagang lässt man diesen über seitliche Öffnungen abziehen.


Der Ursprung der Sauna

Die finnische Rauchsauna gilt als Ursprung der heutigen Sauna; bereits vor mehreren tausend Jahren wurden die kleinen Holzhütten mit der Feuerstelle in der Mitte in Finnland errichtet. Heutzutage sind die Rauchsaunas zwar immer noch anzutreffen – insbesondere in den Provinzen Savo und Lappland sind die Rauchsaunahütten weit verbreitet – doch aufgrund des hohen Zeitaufwandes und der Brandgefahr werden sie auch in Finnland seltener.


Gut Ding will Weile haben…

Dieses Sprichwort trifft auf die Rauchsauna definitiv zu. Bis ein optimales Saunaklima erreicht ist, muss das Feuer mehrere Stunden bis zu einem halben Tag brennen – und benötigt während dieser Zeit viel Aufmerksamkeit. Es muss die richtige Grösse haben, genug heiss werden und genug Rauch entwickeln können, damit der Saunagang gelingt. Wer sich nicht genug Zeit für das Feuer nimmt, läuft zudem Gefahr, ein allfälliges Überspringen der Flammen auf das Holz der Hütte nicht zu bemerken. Selten passieren solche Unfälle leider nicht: Laut einer inoffiziellen Statistik geht jede Rauchsauna im Durchschnitt alle fünf Jahre in Flammen auf.


Reinigungsrituale

Nicht nur das Entfachen und Überwachen des Feuers kostet Zeit: auch die Reinigung vor jedem Gang in die Rauchsauna ist um einiges aufwändiger als in modernen Saunakabinen. Durch den Rauch werden Bänke, Wände und Boden russgeschwärzt. Die Überreste des Russes vom letzten Saunagang werden jedes Mal vor dem erneuten Gebrauch der Sauna sorgfältig abgeschrubbt. Die Reinigung gehört dabei genauso zum Ritual wie der Saunagang an sich.


Ganz so sauber wie die Saunakabinen, die wir aus unseren Breitengraden kennen, wird die Rauchsauna aber auch nach einer gründlichen Reinigung nicht. Das Saunatuch bleibt während dem Saunieren deshalb kaum strahlend weiss – dafür ist es nicht weiter tragisch, wenn ein paar Schweisstropfen auf dem Holz landen.


Desinfektion und Entschlackung

Der Rauch in der Savussauna soll nicht nur zu einer angenehmen Duftatmosphäre beitragen, sondern hat auch einen gesundheitlichen Nutzen. Er wirkt desinfizierend und kann so Bakterien und andere Krankheitserreger bekämpfen. Zusätzlich soll der Rauch entschlackend wirken, so dass der Körper von einem Gang in die Rauchsauna noch mehr profitiert als vom Besuch einer modernen Saunakabine.


Romantisch-rustikale Atmosphäre

Der Duft nach offenem Feuer und Rauch, die russgeschwärzten Wände und Bänke und das Fehlen von elektrischem Licht verleihen dem Gang in die Rauchsauna eine romantisch-rustikale Atmosphäre. Bei schummrigem Tageslicht wird hier das Saunieren auf den groben Holzbänken zu einem völlig anderen Erlebnis als in den modernen Saunakabinen. Und das Gefühl begleitet einem ein paar Tage – genauso wie der Rauchgeruch in den Haaren.


Alkohol und gute Laune

In Mitteleuropa wird die Sauna mit einem gesunden Lebensstil in Verbindung gebracht. Der Gang in die Sauna dient der Entspannung, regt den Kreislauf an, steigert die Abwehrkräfte und bringt unsere Haut wieder zum Strahlen – kurzum: man tut seiner (physischen wie psychischen) Gesundheit etwas Gutes. In Finnland hat die Sauna weniger mit Wellness und viel mehr mit sozialem Austausch zu tun: Man lässt es sich vor, während oder nach der Sauna mit einem Schluck Bier oder einem Glas Wein gut gehen und geniesst die Hitze bei ausgelassenen Gesprächen mit Freunden und Verwandten.

Auch nach dem eigentlichen Saunagang wird keineswegs in Ruhe auf seinem Liegestuhl entspannt. Stattdessen geht’s in das nächste Restaurant oder die nächste Bar, wo sich die Flüssigkeitsspeicher wieder auffüllen können, und traditionelle finnische Küche serviert wird.






Quellen:

  • Sauna-portal.com: Rauchsauna. Uralte Finnische Tradition «Wellness vor dem Holzofen».

  • Spiegel.de: Lass qualmen. Rauchsauna in Finnland.

  • Welt.de: Ganz schön lustig, diese Finnen. In der Rauchsauna.

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