top of page

Saunaaufguss für Zuhause – so geht die finnische Tradition richtig

Wenn man Finnen danach fragt, was eine Sauna ausmacht, kommt als Antwort mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit: der Aufguss. Auch wenn für die positiven Effekte auf Körper und Geist ein Aufguss nicht unbedingt notwendig ist, trägt die finnische Tradition massgeblich zum Sauna-Erlebnis bei. Dabei muss man nicht unbedingt eine öffentliche Sauna mit professionellen Saunameistern besuchen. Das Ritual des Aufgusses lässt sich genauso gut in der eigenen Sauna Zuhause durchführen.


Löyly: die finnische Lebenskraft

Im Ursprungsland der Sauna wird der Aufguss Löyly genannt. Was im Deutschen häufig als «Gluthauch» übersetzt wird, ist allerdings viel mehr als einfach «nur» ein Aufguss. Der Ausdruck Löyly stammt aus dem alten finnischen Glauben. Demzufolge besitzen alle Menschen drei Teile in ihrer Seele: das Selbst (itse), die Natur (luonto) und eben Löyly, die Lebenskraft. Dass das spirituelle Konzept auf die Sauna übertragen wurde, zeigt, wie wichtig den Finnen der Aufguss ist; Er gibt der Sauna im übertragenen Sinne Leben.


Auswirkungen auf den Körper

Während eines Aufgusses erscheint die Temperatur in der Sauna plötzlich um einige Grade zu steigen. Das erhöhte Wärmeempfinden rührt jedoch nicht von einem kurzzeitigen Temperaturanstieg, sondern von der rapide zunehmenden Luftfeuchtigkeit. Herrschen in der Sauna normalerweise weniger als 10% Luftfeuchtigkeit, kann diese beim Verdampfen des Wassers auf den heissen Steinen deutlich ansteigen. Dass die Luft durch die erhöhte Luftfeuchtigkeit wärmer scheint, liegt zum einen daran, dass das Wasser beim Wechsel des Aggregatszustandes Wärmeenergie aufnimmt. Sobald der Dampf auf der kühleren Haut flüssig wird, gibt er die Energie wieder ab und diese spüren wir auf unserer Haut als Wärme. Gleichzeitig wird der körpereigene Kühlmechanismus ausgeschaltet: ist die Luft trocken und man schwitzt, kann der Schweiss verdunsten und dabei einen Teil der Körperwärme aufnehmen. Dadurch wird der Körper abgekühlt. Ist die Luft allerdings bereits mit Wasserdampf versetzt, kann sie nicht noch mehr Feuchtigkeit aufnehmen und der Schweiss bleibt am Körper, wo er seine kühlende Funktion verliert.


Das braucht’s für einen gelungenen Aufguss

Damit der Aufguss stattfinden kann, braucht es natürlich in erster Linie einen Saunaofen mit Saunasteinen. Damit das Wasser schnell und möglichst vollständig verdampft, müssen spezielle Saunasteine verwendet werden. Diese sind hitzebeständiger, sodass sie unter den wechselnden Temperaturen des Ofens und des kalten Wassers nicht absplittern.

Vor dem eigentlichen Ritual sollte der Aufguss selbst vorbereitet werden. Obwohl für das gesteigerte Hitzegefühl auch reines Wasser ausreichen würde, werden häufig Duftstoffe oder ätherische Öle hinzugefügt, damit der Aufguss mit allen Sinnen erlebt werden kann. Ausserdem sind einige ätherische Öle auch medizinisch wirksam: von Schlafhilfen zu Stressvorbeugung und schmerzlindernden Ölen findet man praktisch alles. Wem der medizinische Nutzen wichtig ist, sollte beim Kauf des Öles auf die Inhaltsstoffe achten. Ätherische Öle sind nur dann wirksam, wenn sie auf natürlichen Inhaltsstoffen basieren. Synthetisch hergestellte Aromastoffe hingegen sind wirkungslos.

Die Zutaten werden im gewünschten Verhältnis in den Holzkübel gegeben und mit dem Löffel vermischt. Auch ein Handtuch gehört zur Ausstattung. Damit wird während des Aufgusses der Wasserdampf in der Sauna verteilt.


Der Ablauf

Der Aufguss sollte erst am Schluss des Saunaganges durchgeführt werden, wenn der Körper sich bereits an die Hitze gewöhnen konnte. Vor dem Aufguss wird die Tür der Sauna für ein paar Minuten geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. Bei Bedarf kann auch hier schon das Handtuch eingesetzt werden, um den Luftaustausch zu beschleunigen. Danach wird die Tür geschlossen und das (mit Aroma versetze) Wasser mit dem Löffel vorsichtig auf die Steine gegossen. Trifft das Wasser zu schnell auf die Steine oder steht man zu nahe am Ofen, können Wasserspritzer von den Steinen auf die Haut gelangen – und das kann schmerzhaft werden. Deshalb ist bei diesem Schritt Vorsicht geboten.

Das verdampfte Wasser steigt zuerst zur Decke der Sauna auf. Um die feuchte Luft im ganzen Raum zu verteilen, rotiert der Saunameister oder die Saunameisterin das Tuch mit schnellen Bewegungen. So gelangt der Wasserdampf zu den Saunabänken und lässt die Saunagäste den «Gluthauch» spüren. Klingt die erhöhte Wärmeempfindung ab, kann der Vorgang wiederholt werden. Mehr als drei Mal nacheinander sollte ein Aufguss aber nicht stattfinden, bevor man sich abkühlt und eine Pause einlegt.


Spezielle Aufgüsse

Mittlerweile gibt es unzählige Arten, auf welche ein Saunaaufguss durchgeführt werden kann: das Aufgusswasser kann mit Bier gemischt werden, Duftstoffe werden hinzugefügt oder die Saunagäste können sich mit Salz- oder Honig-Peelings einreiben. In Finnland selbst braucht man traditionellerweise aber weder Duftstoffe noch Peelings während eines Aufgusses. Stattdessen wird häufig ein Birkenaufguss verwendet: dazu werden Zweige von Birkenbäumen in Wasser eingelegt und das Wasser danach über die Steine gegossen. Dabei breitet sich nicht nur ein angenehm natürliches Aroma in der Sauna aus, sondern der Birkensud soll das Schwitzen zusätzlich anregen.

Ein weiteres Mittel, um das Hitzeempfinden während des Aufgusses zu steigern, ist die Verwendung von Eiswasser. Da Eis mehr Wassermoleküle auf geringerem Raum enthält als flüssiges Wasser, entsteht beim Aufguss noch mehr Dampf. Dabei wird das Wasser für den Aufguss einfach mit etwas Eis vermischt; Wer möchte, kann auch hier noch Duftstoffe hinzufügen.






Quellen:

  • Gartenhaus.ch: Saunakultur: Der Sauna-Aufguss.

  • Kölling, Antje (2020): Saunaaufguss – Tipps zum Kauf des richtigen Aufgusses. Saunen.org.

  • Stiebritz, Charlotte (2018): Sauna-Aufguss: Vom ersten Aufguss bis zum Abdampfen.

  • Vanhapiha, Miika: The secrets of Löyly – The meaning, the history, and what makes the perfect Löyly. Finnmarksauna.com.

20 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page