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Trotz Krampfadern in die Sauna?

Krampfadern – die gedehnten Venen, die zu Beginn als feine Netze unter der Hautoberfläche sichtbar werden – werden immer wieder als Grund genannt, auf einen Saunabesuch besser zu verzichten. Tatsächlich kann die Hitze die Venen kurzzeitig weiter ausdehnen; langfristige negative Konsequenzen sind aber keine bekannt. Im Gegenteil: wenn Sie ein paar Dinge beachten, kann der Gang in die Sauna vorbeugend wirken.


Wie entstehen Krampfadern?

Krampfadern sind eine häufige Erkrankung der Venen – also derjenigen Blutgefässe, die das Blut von der Peripherie wieder zurück zum Herz leiten. Um den Rückfluss des Blutes zu verhindern sind die Venen mit Klappen ausgestattet, die sich in regelmässigen Abständen schliessen. Funktioniert der Schliessmechanismus allerdings nicht mehr einwandfrei, bilden sich Krampfadern: kleine Seitenäste der grossen Hauptvenen, die das gestaute Blut zurück in eine dahinterliegende Vene leiten. Dort wird es wieder bis zur defekten Klappe gepumpt, wo erneut ein Teil des Blutes über die Krampfadern zurückgeleitet wird. Es bildet sich also ein kleiner Blutkreislauf aus verbrauchtem Blut, der nicht mehr zurück zum Herz gelangt, sondern in den Gliedmassen verbleibt. Durch den Überschuss an verbrauchtem Blut dehnen sich die Venen mit der Zeit aus und werden dadurch sichtbar.


Ursache unbekannt

Bis heute ist sich die Wissenschaft uneins darüber, wie Krampfadern genau entstehen. Allerdings gehen Forscher davon aus, dass es einige Faktoren gibt, die die Entstehung begünstigen können. Unter anderem sind dies die genetische Veranlagung: Studien konnten zeigen, dass Venenleiden familiär gehäuft auftreten. Langes Sitzen (insbesondere mit angewinkelten Beinen), Bewegungsmangel, enge Kleidung und Übergewicht sowie übermässiger Alkoholkonsum und das Einnehmen von Hormonpräparaten werden ebenfalls als Risikofaktoren genannt.


Nicht nur ein kosmetisches Problem

Der Mythos, bei Krampfadern handle es sich um ein rein kosmetisches Problem, hält sich immer noch hartnäckig. Doch die Krankheit kann ernste gesundheitliche Folgen haben – insbesondere dann, wenn sie unbehandelt bleibt. Die Folgen zeigen sich allerdings nur schleichend: Vom ersten Besenreiser bis zu ernsthaften Komplikationen können mehrere Jahrzehnte vergehen.

Erstes Symptom ist in der Regel ein Unruhegefühl in den Beinen, das sich vor allem an warmen Sommertagen bemerkbar macht. Im späteren Verlauf der Krankheit kann es zu Beinschwellungen kommen, wenn die gedehnten Venen durchlässiger werden und Flüssigkeit in das umliegende Gewebe abgeben. In ausgeprägten Fällen können die Venen so durchlässig werden, dass rote Blutkörperchen die Venenwand passieren und den unteren Teil des Beines bräunlich verfärben. Zusätzlich können durch die Ablagerung des verbrauchten Blutes Haut, Muskeln und Bindegewebe in diesem Bereich schlechter mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden; die Folge davon sind verhärtete, juckende Hautstellen, die sich unbehandelt zu einer offenen Wunde entwickeln können, und eine Anfälligkeit für Pilzinfektionen.


Sauna als Risiko – oder als Therapie?

Hitze sollte bei Erkrankungen der Venen eher gemieden werden, denn sie dehnt die Venen zusätzlich aus. Gerade bei akuten Venenentzündungen, Thrombosen oder unmittelbar nach einer Venenbehandlung sollten Sie also auf den Gang in die Sauna, das Thermal- oder Dampfbad verzichten. Bei Krampfadern ist sich die Wissenschaft allerdings uneins: Es gibt bis heute keine wissenschaftlichen Studien, die einen negativen Einfluss der Sauna auf die Venenerkrankung belegen konnten. Die Meinungen der Ärzte und Ärztinnen gehen zu diesem Thema auseinander; durch viele positive Erfahrungsberichte von Patientinnen und Patienten wird allerdings häufig empfohlen, den Gang in die Sauna einmal zu wagen. Damit die Sauna nicht zum Risiko wird, gilt es jedoch ein paar Dinge zu beachten.


Wann nicht in die Sauna?

Auf den Saunabesuch verzichten sollten sie bei ausgeprägten Komplikationen: Bei stark geschwollenen und/oder verfärbten Beinen sowie bei fortgeschrittenen Ekzemen mit offenen Wunden. Bei Venenentzündungen und Thrombosen sollte die Sauna ebenfalls gemieden werden. Besteht ein Verdacht auf Thrombose, sollte dieser unbedingt erst mit einer medizinischen Fachperson abgeklärt werden. Fühlt sich das Bein ungewöhnlich heiss an, sollte ebenfalls erst eine Abklärung vorgenommen werden.

Sind keine dieser Symptome gegeben, können Sie die Sauna auch mit Krampfadern ohne Bedenken besuchen.


Sanft saunieren

Saunabesuche mit Krampfadern sollten sanft angegangen werden. Am besten beginnen Sie mit nur mild erhitzten Kabinen um die 60 Grad Celsius, bevor sie sich in Saunas mit finnischen Temperaturen wagen. Ausserdem empfiehlt es sich, auf den unteren Bänken zu starten und die Beine während des Saunaganges hochzulagern, damit nicht zu viel Blut in die Beine absacken kann. Die ersten Saunagänge sollten zudem nicht zu lange dauern; ca. 8 Minuten reichen aus.


Gefässwände gezielt trainieren

Auf den Kältereiz nach dem Saunagang sollten Sie auf keinen Fall verzichten! Dieser ist nämlich für das Zusammenziehen der Gefässwand nach der Ausdehnung in der Hitze verantwortlich und kann damit die Venenklappen unterstützen. Idealerweise führen Sie an den betroffenen Stellen einen Kneipp-Guss durch. Mit einem kalten Wasserstrahl und nur geringem Wasserdruck können Sie am kleinen Zeh des rechten Fusses beginnen, nach hinten zu den Fussknöcheln und von da die Wade entlang nach oben fahren. Am Beininneren leiten Sie den Wasserstrahl wieder nach unten bis zum grossen Zeh. Dasselbe wiederholen Sie danach am linken Bein.

Wirken die Temperaturschwankungen zwischen heisser Sauna und kaltem Wasserguss regelmässig auf die Gefässe ein, können Sie gerade in der Anfangsphase der Krankheit gezielt Ihre Gefässwände trainieren – und so spätere Komplikationen minimieren.






Quellen:

  • Hofmann, Julia & Válki-Wollrabe, Marianne (2021): Darf man mit Krampfadern in die Sauna gehen? Navigator-Medizin.de.

  • Mendoza, Erika (2016): Ratgeber Krampfadern, Beinschwellung und Thrombose.

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