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Saunamythen im Faktencheck

Wie zu so vielen Themen sind auch bezüglich der Sauna eine Reihe an Mythen im Umlauf, bei denen niemand mehr so genau weiss, woher sie eigentlich kommen – und auch kaum jemand so genau weiss, ob sie tatsächlich wahr sind. Um Klärung zu verschaffen, werden hier ein paar der am weitesten verbreiteten Mythen über die Sauna auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft.


Kinder sollten besser nicht mit in die Sauna

Dieser Ratschlag gehört zu den häufigsten, den man in Zusammenhang mit der Sauna zu hören bekommt. So hält ihn denn auch ein Grossteil der Bevölkerung für wahr: aus der Schweiz liegen dazu keine offiziellen Daten vor, aber eine Umfrage aus Kanada hat ergeben, dass 93% der Einwohner Saunieren für Kinder unter zwei Jahren für ungesund halten. Etwas mehr als ein Drittel gab in der Umfrage zudem an, dass Kinder erst ab 12 Jahren eine Sauna besuchen sollten. Der Ratschlag beruht auf der Tatsache, dass man erst in der Pubertät zu schwitzen beginnt: bei Kindern unter 10 Jahren kann der Körper auf die Hitze somit nicht gleich gut reagieren wie bei Erwachsenen. Dadurch wird die Belastung des Kreislaufes für Kinder grösser.


Das trifft zwar alles zu – eine Gefahr stellt die Sauna für Kinder trotzdem nicht dar. Studien in Finnland konnten zeigen, dass die Abkühlung nach dem Saunagang zwar besser sanft durchgeführt wird (sprich, nur an der Luft und nicht in einem Kaltwasserbecken), die Sauna ansonsten für gesunde Kinder aber ungefährlich ist. Dies gilt zumindest für Kinder ab zwei Jahren; mit noch jüngeren Kindern wurden bisher keine Studien durchgeführt. Die Tatsache, dass die Kinder in Finnland im Durchschnitt ab viereinhalb Monaten regelmässig in die Sauna mitgenommen werden und es bisher noch zu keinen bekannten Zwischenfällen kam, deutet aber darauf hin, dass Kinder auch unter zwei Jahren die Sauna gefahrlos benutzen können.


In der öffentlichen Sauna tummeln sich Krankheitserreger

Öffentliche Saunas werden täglich von unzähligen Menschen besucht. Dass man dabei grösstenteils nur mit einem Tuch bedeckt in kaum belüfteten Räumen nahe beieinanderhockt, führt schnell zum Schluss, dass es in Saunas nur so von Bakterien wimmeln muss. Doch dem ist nicht wirklich so: die Temperatur in der Sauna ist so hoch, dass die meisten Bakterien abgetötet werden. Nur spezifische, thermoresistente Bakterien können unter diesen heissen Bedingungen überleben – und ihre Zahl hält sich in Grenzen. Eine Studie aus dem Jahr 2012 nahm Abstriche von Böden öffentlicher Saunas und fand nur 15 verschiedene, an die Hitze angepasste, Bakterienarten. Zum Vergleich: allein im menschlichen Darm tummeln sich etwas mehr als 500 verschiedene Arten von Bakterien. Die Angst vor einer Ansteckung in der Sauna ist also unbegründet.


Durch regelmässiges Saunieren nimmt man ab

Dass die Sauna beim Abnehmen helfen soll, klingt fast etwas zu schön, um wahr zu sein. Und das ist es leider auch: Vom Schwitzen in der Sauna verliert man auf Dauer kein Gewicht. Trotzdem hält sich der Mythos relativ hartnäckig. Warum?


Das mag daran liegen, dass man direkt nach der Sauna tatsächlich einen Gewichtsverlust auf der Waage erkennen kann, mitunter sogar von bis zu einigen Kilos. Der Gewichtsunterschied ist jedoch von kurzer Dauer, denn Fett hat man während dem Saunieren keines verbrennt. Stattdessen ist der Körper leichter, weil er durch das Schwitzen eine Menge Wasser verloren hat: bis zu 600g Schweiss verliert der Körper pro Saunagang. Führt man also drei Saunagänge nacheinander durch, hat man schon fast zwei Kilogramm weniger auf der Waage! Sobald die Wasserspeicher nach dem Saunieren wieder aufgefüllt werden, kommen die Kilos allerdings wieder zurück.


Während der Schwangerschaft sollte auf die Sauna verzichtet werden

Die hohen Temperaturen in der Sauna hätten negative Auswirkungen auf den Fötus im Mutterleib, heisst es. Dabei wird insbesondere auf Fehlbildungen des Neuralrohres zu Beginn der Schwangerschaft verwiesen, die im Zusammenhang mit der Sauna angeblich entstehen sollten. Die Beweislage für diese Behauptungen ist allerdings ziemlich dünn: eine Studie aus den Neunzigerjahren nennt 2 von 22'755 Müttern, die die Sauna besuchten und deren Kinder mit einem Neuralrohrdefekt zur Welt kamen.


Auf der anderen Seite besuchen in Finnland nach eigenen Angaben 95 % der schwangeren Frauen regelmässig eine Sauna, auch in den Anfangsstadien der Schwangerschaft. Zugleich ist die Rate an Fehlbildungen des Neuralrohres in Finnland so gering wie in keinem anderen Land der Welt. Verschiedene Studien untersuchten den Zusammenhang zwischen kindlichen Fehlbildungen und der Regelmässigkeit von Saunabesuchen ihrer Mütter, keine konnte einen statistischen Zusammenhang finden. Zudem: damit die Umgebungstemperatur für ein ungeborenes Kind gefährliche Konsequenzen nach sich ziehen kann, muss sie zu einer Erhöhung der Körpertemperatur um mehr als 2°C führen. Das ist in der Sauna nicht der Fall, denn die heisse Luft hat vor allem Auswirkungen auf die Temperatur an der Haut – die Körpertemperatur erhöht sich im Mittel nur um 0.3 – 0.5°C. Dass Frauen während der Schwangerschaft besser auf die Sauna verzichten sollten, ist also ein Mythos.






Quellen:

  • Die Welt (2007): Ein Kilogramm Bakterien sind die Herrscher im Darm.

  • Kauppinen, Kyllikki (1997): Facts and Fables about Sauna.

  • Kukkonen-Harjula, Katriina & Kauppinen, Kyllikki (2012): Health effects and risks of sauna bathing.

  • Lee, Ja Yeol & Park, Doo Hyun (2012): Characterization of Bacterial Community Contaminating Floor of a Hot and Dry Sauna.

  • T-online (2012): Abnehmen dank Sauna: Ist das möglich?

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