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Wellness – Ursprung und Entwicklung des bewussten Wohlbefindens

Wellness scheint für den Menschen schon immer ein Bedürfnis gewesen zu sein. Die Idee des bewussten Entspannens in warmen Bädern oder erhitzten Räumen ist nämlich keineswegs neu. Schon vor mehr als 4'000 Jahren sind öffentliche Bäder im Sinne von Wellness-Anlagen belegt und sie hatten stets – mit Ausnahme des Mittelalters – einen wichtigen Stand im gesellschaftlichen Leben.


Älteste Hochkulturen

In der Zeit vor den ersten grösseren Zivilisationen war es wahrscheinlich, dass man einfach dort badete, wo die Natur es gerade zuliess. Archäologische Funde der ersten bekannten Städte zeigen aber schon in der Bronzezeit Badestätten. In der Indus-Kultur beispielsweise, die im heutigen Pakistan anzusiedeln ist, konnten grosse öffentliche Bäder bei Ausgrabungen gefunden werden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass das öffentliche Bad bereits zu dieser Zeit mehr war als nur ein Mittel zur Körperpflege, sondern auch als sozialer Treffpunkt genutzt wurde.

Auch im alten Ägypten gab es bereits öffentliche Bäder. Regelmässige und gründliche Körperpflege war in dieser Kultur spirituell von Bedeutung: ein gepflegter Körper und eine gesunde Haut brachten einen näher zu den Göttern. Deshalb war es üblich, sich mehrmals täglich zu waschen und die Haut mit Öl und Pasten einzureiben, bis sie glänzte.


Archäologische Funde in Ostasien deuten zudem daraufhin, dass das Prinzip der Sauna ebenfalls um diese Zeit entwickelt wurde – wenn auch in einer eher rustikalen Variante: statt Holzhütten wurden Höhlen als Schwitzstuben genutzt. Forscher gehen davon aus, dass erste Formen des Aufgusses bereits bekannt waren und zur Steigerung des Hitzeempfindens genutzt wurden. Wie auch heute noch wurden dazu Steine über ein Feuer gelegt und mit Wasser übergossen.


Baden im antiken Griechenland

Im 6. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung datieren die ersten öffentlichen Bäder Griechenlands. Wie auch in den früheren Hochkulturen diente das Baden nicht nur einem hygienischen Zweck, sondern hatte zusätzliche spirituelle und soziale Gründe und wurde als Ort der Entspannung angesehen. Das Wasser der Bäder wurde bereits zu dieser Zeit auf angenehm lauwarme oder sogar heisse Temperaturen erhitzt. Ähnlich wie in heutigen Wellness-Anlagen wurden zusätzlich beheizte Räume angeboten, in denen das Schwitzen angeregt werden sollte.


Neben öffentlichen Bädern besassen einige wenige Personen auch den Luxus privater Badezimmer. Ähnlich wie in den öffentlichen Bädern konnte auch hier das Wasser erhitzt werden. Teilweise wurden die privaten Bäder sogar mit einer privaten Sauna kombiniert.


Römische Therme

Die Römer bauten das Konzept der öffentlichen griechischen Bäder weiter aus. Grosse römische Therme sind beinahe vergleichbar mit heute bekannten Wellness-Landschaften. Meist gab es nicht nur ein einziges warmes Becken, sondern gleich mehrere verschiedene Wasserbecken mit unterschiedlichen Temperaturen. Die Temperatur richtete sich dabei wie auch heute noch nach dem Nutzen: während in den kühleren Becken vor allem geschwommen wurde, wurden die wärmeren Becken hauptsächlich zur Entspannung genutzt.


Typischerweise waren römische Therme grössere Gebäude, die nicht nur mehrere verschiedene Wasserbecken beinhalteten, sondern auch weitere Räume. Wie bei den Griechen gab es unterschiedlich stark beheizte Räume, die teilweise auch mit Dampf versetzt wurden. Um sich nach dem Schwitzen abzukühlen, wurden gleich wie heute Tauchbecken mit kaltem Wasser zur Verfügung gestellt. Zudem gab es Ruheräume, Lesesäle und teilweise sogar ganze Bibliotheken im Gebäude. Manchmal wurden die Bäder durch einen Aussenbereich mit Garten, Springbrunnen oder Aussenbecken ergänzt.


Die Thermen waren ein wichtiger sozialer Treffpunkt im römischen Reich. Da sie relativ günstig waren, konnten alle Bürger unabhängig ihres Einkommens und sozialen Status die öffentlichen Bäder besuchen. Es wurden Neuigkeiten ausgetauscht, Politik wurde besprochen und teilweise wurde auch gehandelt.


Verfall der Badekultur im Mittelalter

Die hohe Badekultur der Römer ging mit dem Wechsel ins Mittelalter nach und nach verloren. Ab dem 5. Jahrhundert nach Christus wurden öffentliche Bäder immer seltener, das Wissen um die Architektur der Heiz- sowie Lüftungssysteme wurde nicht mehr weitergegeben. Grund dafür war unter anderem die katholische Kirche, die das gemeinsame öffentliche Baden als unsittlich verpönte.

Nichtsdestotrotz gab es auch im Mittelalter öffentliche Bäder. Sie dienten jedoch weniger der körperlichen und geistigen Reinigung oder Entspannung, sondern waren vielmehr ein sozialer Ort, an dem ausgelassene Feste gefeiert wurden. So wurde in den Bädern gelegentlich sogar gegessen und Barden sorgten für musikalische Unterhaltung. Gewisse Badehäuser dieser Zeit gelangten in Verruf, weil sie auch dazu genutzt wurden, sexuelle Kontakte zu knüpfen.


Aufkommen des Hygiene- und Gesundheitsgedankens

Im 18. Jahrhundert entstand in der Bevölkerung das Bewusstsein um die gesundheitlichen Vorteile der Hygiene. Man erkannte, dass regelmässige Körperpflege Krankheitsausbrüche eindämmen und die körperliche Abwehr steigern konnte. Der Begriff Hydrotherapie kam auf und damit wurde der Wechsel zwischen heissem und kaltem Wasser zu Therapiezwecken entdeckt. Im frühen 19. Jahrhundert erfolgte dann die erneute Öffnung von öffentlichen Bädern. Nach und nach wurden diese zu den heutigen Wellness-Landschaften mit Thermalbädern, Sauna, Dampf- und Erlebnisbädern ausgebaut.







Quellen:

  • Baur-Schermbach (2015): Alte Badekulturen: Das historische Phänomen Wellness – vom alten Rom bis in den Orient.

  • Bushak, Lecia (2015): A Brief History of Bathing: The Importance of Hygiene, From Ancient Rome’s Sophisticated Showers To The Modern Day.

  • Cartwright, Mark (2013): Roman Baths.

  • Trümper, Monika (2014): Baths and Bathing, Greek.

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